eröffnung ohne pomp, dafür mit viel gloria (in excelsis deo!).
Keine Pressemeldung. Keine Kameras. Kein Band-Durchschneiden. Dafür Zettel in Auer Briefkästen, eine hastig aufgeräumte Baustelle und ein Feuer auf dem Bahnhofsvorplatz: Oh kommet, ihr Nachbarn und Reisende, denn die STATION ist da. Lasset uns singen!
Und das tun wir dann auch, geleitet und begleitet durch Ellen Spiegel, die uns mit Akkordeon und Gitarre einmal durch die Evergreens des deutschen Weihnachtsliedguts führt. Von "Es ist ein Ros entprungen" über "Maria durch ein Dornwald ging" bis hin zu "Stille Nacht”: Wir singen und schwingen, wir summen und brummen. Und je länger wir dort so gemeinsam stehen, in unserem eigenen Klang, in einer immer heiliger anmutenden Bahnhofshalle, umso mehr werden wir zu einem Körper, zu einer Gemeinschaft, zu einer Momentschaft an einem Ort, der für Alle hier irgendwie wichtig ist. Später am Abend wird Heiner van Sandt über diesen Moment schreiben: “Der alte Bahnhof atmet wieder”.
Es sind dreissig bis Vierzig Menschen, die sich heute hier einfinden. Manche sind aus Au, andere von ringsum gekommen, die meisten zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Einige wussten von “Au singt Advent”; andere sind spontan dem Feuer gefolgt, sind quasi vom Gleis in unsere Mitte gepurzelt. Auf der geretteten Bahnhofsbank sitzen drei elegante Damen aus Au. Gegenüber trällert fröhlich (und nicht minder elegant!) ein erster Beigeordneter. Dazwischen stehen Menschen in staubigen Arbeitsklamotten (heute hat hier in der STATION die letzte Bauzeit des Jahres begonnen, wir haben eben noch über Fliesen oder unter Decken gehangen!). Ein paar Kinder freuen sich über “Oh Tannenbaum”, ein paar Hippies besingen das Jesuskind, ein Mann verkündet launig die Seitenwende. Es sind viele Lieder, die wir gemeinsam singen. Und mit jedem Lied sinken wir tiefer. Eine Frau bricht endlich in Tränen aus. In Excelsis Deo.
Ein Bauhelfer sagt am nächsten anerkennend: “Das war ja fast schon subversiv. Ein Anfang von unten!” Ja! Genau! Stimmt(hatte ich bis hierhin gar nicht so gesehen….)! Es ist eine stille “Eröffnung” – eine, die genau zu dem Punkt passt, an dem wir gerade stehen: Zum Ort. Zur Jahreszeit. Zur Baustelle. Zum Advent.
Unaufgeregt. Simpel. Für die Menschen von Hier.
Und wieder einmal bestaune ich, wie sich in diesem Projekt alles fügt; wie alles genau so kommt, wie es kommen soll – und wie stark der Bahnhof selbst daran mitwirkt: Der Bahnhof ist die Mitte, auf die wir uns alle einigen können. Hier treffen wir uns. Hier kommen wir zusammen. Von hier aus können wir weiterdenken. Wie im Himmel so auf Erden.
Ich bin zutiefst dankbar für die Arbeit, die wir hier machen dürfen. Mal ehrlich: Was könnte es Schöneres geben?
Danke. Danke.
Eure Anna