pop-up-Lesung im schalter.

Samstag Nachmittag. Dritter Bautag. Emsiges Werkeln auf der Baustelle. Die Tür geht auf, Annette und Ivo aus Bach kommen herein, unterm Arm eine große Kiste Äpfel, sorgfältig beschriftet –  alles alte Apfelsorten! Eher Beiläufig erwähnt Ivo, er habe vorgestern einen kleinen Text geschrieben über DIE STATION, ob er uns den mal schicken solle? “Wie schicken? Vorlesen! Jetzt!” Annette lässt sich nicht lange bitten – sie ist gelernte Schauspielerin, das Rezitieren von Texten hat sie im Blut. Sie zückt ihr Tablet, holt Luft. Und liest.

Wir lauschen andächtig. Tränen fliessen; ein Schlagbohrer wummert. Und wir spüren: Genau so soll es sein! So geht Pop-Up! Bei Sarah und mir macht sich eine Ahnung breit: Da ist er, unser Pop-Up-Schalter! Jetzt ist er, wahrlich, geboren.

Pop Up heisst dabei für uns vor allem: Spontan. Ungeplant. Überraschend. Schnell. Reduziert. Und vor allem: nicht wiederholbar! In Pop-Up-Formate stolpert man eher so rein als dass man sie gezielt aufsuchen würde. Sie werden nicht angekündigt. Sie passieren eher, sind plötzlich da. Wir hatten für unseren Schalter schon immer Pop-Up-Formate im Sinn. Dass diese nun aber “einfach so” zu uns kommen, ohne unser Zutun – dass der Raum also in gewisser Weise selbst für seine Bestimmung sorgt – das ist fast schon magisch…

Ein großer, unvergesslicher Moment in einem kleinen, improvisiertem Schalter. Danke, Annette und Ivo. Wir feiern euch.

Den Moment habt ihr, die ihr das hier lest, zwar unwiederbringlich verpasst, den Text aber könnt ihr nachlesen – und euch dabei vielleicht den Lärm von der Baustelle vorstellen, den Geruch von Filterkaffee und Kartoffelsuppe, die Staubschicht auf der Haut. Genau so war’s. Nur tausendmal besser...

Es tut sich was im Ländchen…

Etwas wächst dort hinter alten Mauern.

Die Fensterscheiben haben ganz vereinzelt Sprünge, sind noch blind.

Von langer Nutzlosigkeit. Seit Jahren ungeputzt.

Die Menschen drinnen auf den Leitern wissen, was zu tun ist.

Jemand hat sie eingewiesen.

Türbögen sind schon grob verkleidet. Wände neu verputzt.

Eine Art von Sorgfalt, überall.

Gestern haben hier – aller Unfertigkeit zum Trotz –

gut 30 Leute begeistert gesungen.

Lieder aus alter Zeit.

Teils noch älter als die Mauern dieser Baulichkeit.

Wo früher Hunderte, gar Tausende ein und ausgegangen sind,

da erwacht allmählich eine neue Nutzung.

Bisher sind es nur Dutzende, die an bestimmten Tagen kommen, über Stunden bleiben

und zusammen an etwas Besonderem und Bedeutungsvollem arbeiten und bauen.

Der alte Bahnhof atmet wieder.

Jahrelanges hoffnungsvolles Streben von Menschen

mit starker Motivation und herzlicher Vision

hat ihn dann doch noch aufgeweckt.

Reanimiert sozusagen.

Die Bahnsteige draußen bleiben.

Und der Zugverkehr.

Der Bahnhof aber bietet ab jetzt Kunst und Kultur.

Bereits als Baustelle, zwischen Leitern, Farb- und Putzeimern.

Einladend und überzeugend durch Menschenfreundlichkeit.Nunmehr „Die Station“

genannt, fühlt sich der Bahnhof Au wie neugeboren.

Kann ein Gebäude dankbar sein?

Ganz bestimmt!

Kommt herbei. Und überzeugt euch selbst.

Herzlich,

Heiner van Sandt

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Advent, advent, ne baulampe brennt: rückblick in bildern.

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eröffnung ohne pomp, dafür mit viel gloria (in excelsis deo!).