Hallo. Ich bin anna.

Ich bin die, die hier (meistens) schreibt. Und die, die seit exakt zwei Jahren (an der Seite von Anderen) für die Wiederbelebung des Bahnhofs kämpft. Jetzt gerade bin ich vor allem die, die voller ungläubiger Vorfreude ist: Es geht los! Warte mal: Geht es wirklich los?

Als ich vor rund sechs Jahren von Berlin in den Westerwald zog, wäre mir im Traum nicht eingefallen, dass ich bald zur Regional- und Leerstands-Entwicklerin werden würde (und dies in der Wiederbelebung eines leerstehenden Bahnhofs münden würde). Bis dahin hatten mein Mann Anselm und ich in unserem Kreativ-Labor HeartWire eher “urbane” Konzepte gebraut, geprägt von der Hauptstadt und ihren Einflüssen eben: das immersive Theaterstück Humarithm zum Beispiel, mit dem wir zum 70jährigen Jubiläum des Grundgesetzes Artikel 1 erlebbar gemacht haben: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Oder die Virtual Reality Experience “The Shape Of Us”, mit der wir an der Seite der Uni Köln praktisch erforscht haben, ob eine “verkörperte” Erfahrung in einer virtuellen Realität tiefere Lernprozesse rund um den Umgang mit der Natur anstoßen könnte (Kurz zusammengefasst: Wir glauben Nein!).

Mein Umzug raus “aufs Land” (naja, damals noch: Altenkirchen) in eine mir völlig fremde Gegend, weit weg von Berlin und meinem Freundeskreis dort, und kurze Zeit später die Pandemie veränderten meine Perspektive: Ich fand viel Leerstand vor (also: viel Raum für Neues!), vom Aussterben bedrohte Geschäfte, Kneipen, Höfe und Hotels (also: den Bedarf für neuartige Ideen!) und wenig bis keine Begegnungsorte für Menschen wie mich, die spontanen Anschluss suchten (also: viel zu tun!). Zumal ich parallel dazu von meinen Freunden aus der Stadt immer öfter und immer lauter hörte, dass sie ja auch “rausziehen” würden – wenn da nicht die Angst vor Einsamkeit wäre und die Sorge, langsam aber sicher an Impuls-Armut zu sterben. Der Bedarf an einem “Brückenschlag zwischen Stadt und Land” drängte sich mir als Sozialunternehmerin also förmlich auf: Das musste doch irgendwie “zu lösen” sein….! Über Umwege lernte ich das Förderprogramm LEADER kennen, ein Strukturentwicklungsprogramm für den Ländlichen Raum, sowie die in Altenkichen beheimatete “lokale Aktionsgruppe LAG Westerwald-Sieg”, die die Förderprojekte für die Region auswählte und betreute. Gemeinsam riefen wir das “Wir-Dorf” ins Leben, das zum Einen versuchen sollte, neue Antworten auf Herausforderungen wie Leerstand und Co zu formulieren, und das die Region zum Anderen insbesondere für jüngere Menschen aufwerten sollte (was hier auf dem Land etwas frech gesagt bedeutet: alle unter 60).

Aus dem Wir-Dorf dann ergab sich alles Weitere: mein Interesse für’s gemeinschaftsbasierte Wirtschaften, in dem ich gerade für uns Menschen auf dem Land eine Möglichkeit sehe, den “Klauen des Kapitalismus” zu entkommen, also: wirtschaftlich tragfähige Unternehmungen zu gründen und Dritte Orte aufzubauen bzw. zu bewahren – von der Kneipe über den Dorfladen bis hin zum Vereinshaus oder zum Bahnhof eben. Heute lebe ich in dem schönen Gefühl, dass dies tatsächlich das Wirksamste ist, was ich und wir derzeit tun könnten: Orte und Netzwerke aufzubauen, an denen wir zusammen sind, in denen wir uns lebendig fühlen, vor denen die Schrecken unserer Zeit irgendwie Halt machen und die stattdessen Freude und auch Hoffnung schenken..

Mit unserem Umzug von Altenkirchen nach Pracht im Sommer 2022 schliesslich rückte der Bahnhof Au(Sieg) schnell in unseren Fokus: Was für ein Ort! So viel (verschenktes) Potenzial! Zumal von hier aus täglich Hunderte bis Tausende Menschen in Schulen, zur Arbeit oder an Unis pendelten! Längst hatten Anselm und ich die Bewohner des Graswurzelhofs und Gründer des Kulturhafen Au e.V. direkt gegenüber kennengelernt. Wir steckten also die Köpfe zusammen, schmiedeten Pläne und Konzepte, sprachen mit unseren Gemeinden und der Deutschen Bahn, machten uns auf die Suche nach Geldern. Und siehe da: Alle sagten JA.

Parallel dazu riefen Anselm und ich das Stadt-Land-Fluss-Festival ins Leben, das Menschen aus Westerwald und Windeck über 10 Tage lang in privaten Gärten, Werkstätten und Wohnzimmern zusammenbringt, lernten darüber viele weitere großartige Menschen kennen, lebten uns immer mehr ein.

Mein Blick aufs Landleben hat sich inzwischen verändert. Anders als damals in Altenkirchen noch weiss ich inzwischen, dass in Dörfern sehr wohl “was geht”, auch wenn wir uns die Feste nicht so aussuchen können wie in der Stadt. Verbindlichkeit und Hilfsbereitschaft werden hierzulande groß geschrieben (und damit lässt sich, wahrlich, die Welt verändern!). Wir haben viel Platz und (fast) alle beherrschen ein Handwerk – das ergibt 1001 Möglichkeiten! Und die Menschen sind weitaus offener als wir (Städterinnen) ihnen gemeinhin nachsagen – nur braucht es eben Beziehung und das (persönliche!) Gespräch dazu. DIE STATION lehrt mich jeden Tag: Die Herausforderungen unserer Zeit meistern wir am besten gemeinsam. Wenn “wir” Zugezogenen mit unserer Naivität, unserem frischen Wind, vielleicht gar unserer Arroganz nicht wären, dann hätte sich hier in absehbarer Zeit (wahrscheinlich) nicht so viel getan. Wenn aber “ihr” Alteingesessenen nicht wärt, mit eurer Expertise, eurem örtlichen Wissen, euren Netzwerken, euren Erinnerungen an Frühen, dann wären wir aufgeschmissen. Es geht nur zusammen.

Die STATION ist ganz sicher das fetteste, das aufregendste, das komplexeste, das vielversprechendste und das angsteinflössendste Projekt in meinem bisherigen Leben. Mit ihr wird sich in meinem Leben sehr-vieles-wenn-nicht-alles verändern; so wie sie wächst, so wachse ich mit. Mein Herz frohlockt während mir die Knie schlottern!

Wenn ich nicht hier bin, bin ich auf dem Sonnendeck. Oder in meinen eigenen Räumlichkeiten in Pracht, wo ich als Coach Frauen in Lebenskrisen begleite (beziehungsweise: über die Schwelle ins Neue hinein!).

In diesem Logbuch nehme ich Euch immer wieder mal mit auf meine-unsere Reise.

Also: Auf bald?

Eure Anna

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Roter Teppich für DIE STATION. Und für eure Wünsche!

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energie-boost nach erstem Gemeinschafts-treffen: Die stationistas sind los!